Das kleine Paradies

Das ist der Garten oder Park des Urban Krankenhauses. Hier trifft man Leute, die ihre Wohnung verloren haben, ihren Arbeitsplatz.. Teilweise junge Mädchen, nette, smarte junge Männer. Soweit, so gut. Das Schlimme schreib ich nicht. Ich war noch nie so dicht drann an Armut. Ich überlege oft, wie ich beschreiben könnte, was ich habe, damit man versteht, warum ich da bin. Aber es gelingt mir nicht. Ganz einfach deshalb, weil ich nicht krank bin; ich bin weder deprimiert, noch psychotisch. Ich leide einfach nur an mir sebst. Man stelle sich einen Tag vor, oder man probe am besten drei Tage hintereinander, wie es wäre, die ganze Zeit nur von einem Café ins nächste zu gehen. Hört sich lustig an, aber nach dem Vierten stellt sich eine leichte Nervösität und ein Unwohlsein ein, nicht nur wegen dem Kaffee. Das sinnlose Zeittotschlagen wird zum Inhalt. Man wünschte sich ja, man könnte das alles einfach wegschlafen, wie ein Murmeltier, aber da macht der Body nicht mit. Am schlimmsten ist, sich auf nichts mehr konzentrieren zu können, also kaum lesen oder so. Was habe ich über meinen Zustand nachgedacht?? Ärzte empfahlen “Zuverdienst”. Das hat mich sehr schockiert, denn das ist für psychisch Kranke und ich bin nicht psychisch krank. Entsprechend deprimierend war auch der Besuch bei einer solchen “Zuverdienstwerkstatt”, trübe und behütet. Mir ist irgendwann im Laufe der Jahre die Möglichkeit Kunst zu machen, abhanden gekommen. Das hinterläßt ein großes Loch in mir, den Kunst war ja alles, auch wie der Tag sich organisiert, welchen Stimmungen man nachgeht, welchen Gedanken man verfolgt, ich glaube, hauptsächlich das. Ein Sinn. Das ist mir, glaube ich in der Tagesklinik abhanden gekommen, wo soviel Wert auf Struktur gelegt wird. Ich sitze in der Ergotherapie und mache die allerdümmsten Arbeiten, es ist kein Rest von Phantasie oder Geschick mehr vorhanden, es kommt mir vor, als könnte ich alles wieder verlernen, sogar schwimmen, tanzen oder kochen. Wenn ich wenigstens von einem innerem Widerstand reden könnte.. Aber sowas ist gar nicht vorhanden. Es ist einfach eine große, weiche Leere und ich wünschte, sie hätte wenigstens ein Gewicht, so lauf ich nur hin-und her zwischen der Station und dem Park zum Rauchen und hab´ doch kaum eine ruhige Sekunde, keine Zufriedenheit. Heute hab´ ich erfahren, das ich nochmals in die Tagesklinik soll, ich habe mich zuerst gefreut, weil ich da einen sorgenfreien Monat hatte, aber die Bedingungen waren damals auch ganz anders, zumindest werde ich dort nochmal aufbewahrt. Ich dachte, die Karten könnten nochmals neu gemischt werden, aber es ist auch dort langweilig, natürlich. Die Vorraussetzungen sind falsch: ich bin nicht psychisch krank, ich leide nur unter Beschäftigungslosigkeit. Und auch das nicht, eine Beschäftigung sagt ja schon von sich, das sie nicht unbedingt sinnvoll sein muß. Ich hab mich sogar schon beim Arbeitsamt gemeldet, aber Ein Euro Jobs, abgesehen davon, ob ich das durchhalten würde, gibts auch nicht wie Sand am Meer und dazwischen sind immer Pausen. Dann werd´ ich jetzt eben mehr bloggen.

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