Heute in der Kochgruppe versucht, einen ganz simplen Teig und ein Fladenbrot zu machen. Im Teig konnte ich die Butter nicht verühren (weil ich sie vorher nicht klein genung gemacht habe, wahrscheinlich), dann war es mir unmöglich, den Teig in 24 kleine Portionen zu teilen (es sollten wahrscheinlich; eins meiner liebsten Wörter, sowas wie Cracker werden) und noch unmöglicher war, das Ding auszurollen. Es wurde eine halb dunkelbraune, halb eckige, unregelmäßig dreiteilige Masse, von der die noch ´rauf gelegten Körner beim Verteilen des Brots nur so herunterflogen. Der Küchenboden ist jetzt voll davon. Soviel zum Verbleib meiner Kochkünste. Zur Entschuldigung muß ich noch sagen, das man ja nach jedem Ding für die Produktion fragen muß, und das natürlich hemmend wirkt, aber ich bin auch so schon gehemmt genug. Es war mir auch nicht möglich, einen Topf mit angesetztem Schokoladenpudding sauber zu machen. Seit gestern habe ich die Erkenntnis, das jedes beschwichtigende Wort von den “Therapeuten” oder Pflegern oder wie man sonst sagen will, nichts wert ist, weil sie ja dafür bezahlt werden; für nichts anderes, als immer wieder zu sagen: Nein, das haben sie doch ganz toll gemacht, selbst wenn man Scheiße an die Wände schmiert. Naja, es gibt Grenzen. Diese bestehen darin, sich zu bemühen. Aber ich bin von einer großen Unfähigkeit befallen wie ein Schimmelkeks. Ich gucke heute auf die Seite des “Zuverdiensts für psychisch Kranke”, was ich wie schon oft erwähnt, ja kaum bin, außer mit meiner selbstgemachten Krankheit, für die ich noch keine richtigen Wörter finde, und sehe, das es sich um kaum mehr als Papiertüten falten handelt. Trägt allerdings den großartigen Namen Papyrelle, Konfektionierungswerkstatt. Wahrscheinlich bin ich so, weil ich mir nicht wirklich vorstellen kann, das es meine Probleme löst, wenn ich dort “arbeite”. Man muß da Sachen eintüten, zusammenkleben und Kopien sortieren. “In diesem Projekt steht die Arbeit im Vordergund” steht auf deren Website. Man sitzt mit anderen Debilen an Holztischen und hat vor sich Stapel von Papieren, farbige Teilchen und darf nehmen und kleben. Heute bei der “Arbeitstherapie”, auch eine schöne Sache, habe ich mich auch wieder komplett debil verhalten. Gibs über eine Mosaikplatte gekleckert und dabei das ständige “Fr. Sowieso, ich hab´ mal ne Frage!” von jemand anderem bei jeder Kleinigkeit. “Ich hab das jetzt schon drei mal gerechnet und jedesmal kommt was anderes raus, was ist denn nun richtig? Helfen sie mir mal!” Wenn ich das schreibe, befällt mich fast schon wieder die Lähmung. Es ist diese komplette Hilfe. Nur schade, das ich nichts mehr annehmen kann. Das sagt man so. Wie sieht das konkret aus? Das Sonderschul/Haupschulgefühl? Kein Gefühl mehr der Selbständigkeit oder z.B des Maßes oder für die einfachsten Dinge. Beim simpelsten Kochen von Reis und Bohnen, mehr krieg ich im Moment nicht hin, wird der Reis angebrannt und hart, die Vorstellung, mal richtig mit Schwung meine Wohung aufzuräumen, scheint mir komplett utopisch. Überhaupt für irgendeine Arbeit Schwung zu haben, es gelingen zu lassen. Ich sitze im Beet und soll den Boden lockern, das erscheint mir eine unendliche Aufgabe und hoffentlich bin ich bald fertig und kann wieder rauchen gehen, genauso wie dieser Hauptschüler. Ist es eine komplette Verweigerungshaltung, die ich gar nicht mehr reflektieren und als solche ausmachen kann, bzw. gegen die es keine Rezept zu geben scheint. Die Leute gehen ja davon aus, das das Psychose bedingt ist, aber es ist einfach mangelnder Wille und das faszinierende Beobachten, wie schlecht man mit allem werden kann. Alles wird in Frage gestellt, sogar, ob man beobachten groß schreiben muß und dann der tatsächliche Gedanke: ja, ich könnte wahrscheinlich auch ganz schnell Rechtschreibung verlernen. Ah, ja! Ich kann auch nicht mehr zuhören, das streßt mich komplett, ich streße mich, die ganze Zeit. Und leider gibt es kein Medikament dagegen. Eine junge Frau, die ich kenne, ist wieder in der Klinik ist, nur zitternd und weinend und zwar nicht wie ein karthasischer Ausbruch, sondern die ganze Zeit. Das Fachwort dafür, bzw. etwas das ich aufgeschnappt habe, lautet “Ich halte mich selbst nicht mehr aus.” Und es gibt kein Medikament dagegen. Sie denkt, es liegt an den Medikamente, bzw. an den Entzugserscheinungen nach dem Absetzen des berühmten “Tavor”, einer valiumähnlichen Substanz, die das beruhigen und befriedigen soll, aber schnell abhängig macht. Aber ich denke es liegt an dieser Beschäftigungslosgkeit. Vorher hatte sie einen Job und eine Familie, jetzt ist sie getrennt und der Job erstmal in weiter Ferne. Was tut man dann? Zustände haben und ins Krankenhaus gehen. Ich kann mich drann erinnern, das ich haushoch verlieren kann, bei einem Billiardspiel in Los Angeles. Alle waren betroffen. Das ist ungefähr das Gefühl.
automotor.cc
Archive
- November 2012 (1)
- Juli 2012 (4)
- Juni 2012 (4)
- April 2012 (1)
- Januar 2012 (1)
- Dezember 2011 (1)
- Oktober 2011 (2)
- September 2011 (2)
- August 2011 (5)
- Juli 2011 (2)
- Juni 2011 (1)
- Mai 2011 (2)
- März 2011 (1)
Letzte Kommentare
- birte reimer bei Du wirst uns fehlen, Helena.
- Maya bei Du wirst uns fehlen, Helena.
- Djdeutschland bei Paulchen Panther im Golem
- redhog bei A. Sillitoe´s
- nasenflipper bei FREISCHALTUNG